Panel am Nachmittag

„Kleine Stadt, große Bühne – das Leben von Musikerinnen und Musikern auf dem Land“, so hieß die Podiumsdiskussion, die im Rahmen des „Hinter ins Land“-Festivals in den Ansbacher Kammerspielen. Mit Carmen Hofacker aus Diebach, Philipp Renz aus Flachslanden, Alessandro Mega aus Wolframs-Eschenbach und Andrew „The Bullet“ Lauer aus Ansbach war das Panel mit hochkarätigen Profi-Musikern besetzt, die zwei Dinge verbinden: die Liebe zur Musik und das Arbeiten im ländlichen Raum.

Organisiert wurden Panel und Festival vom Verband für Popularmusik in Bayern e.V., der sich für die Förderung von Popmusik in ganz Bayern einsetzt. Mit der Veranstaltungsreihe „Hinter ins Land“ wird ein besonderer Fokus auf die Herausforderungen der ländlichen Gebiete in Bayern gelegt. „Mittelfranken ist, abgesehen von der Metropolregion, für Popmusik ein hartes Pflaster“, so beschreibt es Leon Geisler vom VPBy.

Wobei es für die Musiker:innen auf dem Podium eine bewusste Lebens-Entscheidung war – und weniger eine berufliche Entscheidung – nicht in einer großen Stadt zu wohnen und zu arbeiten. Denn Familie, Liebe, Entschleunigung und Ruhe waren die Hauptfaktoren, die die vier Profis vom Leben in den Metropolen dieser Welt abhalten. Mit den klaren Nachteilen des Musikerlebens auf dem Land haben sich alle vier auf ihre jeweils eigene Art arrangiert. Dass es wenig andere Profis gibt, mit denen man gemeinsame Projekte starten kann, kompensiert Andrew Lauer beispielsweise durch den nahen Nürnberger Flughafen. Für Carmen Hofacker ist es dagegen ein Vorteil: als eine der wenigen hauptberuflichen Musikerinnen im Raum Rothenburg ist sie schnell regional bekannt geworden, viele Infos laufen über Mundpropaganda. Auch für Philipp Renz ist die lokale Bekanntheit wichtige Grundlage. Sowohl als Leiter der Schlagzeugschule Ansbach als auch als Dozent für den Popularmusikverband, die Hochschule oder als Bandcoach an Schulen und in Kirchengemeinden: Anfragen kommen meist, weil jemand jemanden kennt und Empfehlungen weitergegeben werden. Alessandro Mega hat sich in den letzten Jahren mit viel Fleiß und Spielfreude einen Namen gemacht. Denn der gebürtige Italiener kam erst vor wenigen Jahren in den Landkreis Ansbach und lernte aber seither mehr charmante Kulturlocations und Veranstalter kennen als die meisten Einheimischen in ihrem ganzen Leben. Überhaupt, Veranstalter: von denen und dem Publikum wünschen sich die erfolgreichen Musiker an diesem Nachmittag mehr Mut. Mehr Mut, Musiker mit eigener Musik einzuladen, mehr Neugier auf neue Musik und mehr Chancen für den heimischen Nachwuchs. Denn gerade im Vergleich mit anderen europäischen Ländern hat die Popmusikförderung in Deutschland durchaus noch Nachholbedarf. Fortbildungsmöglichkeiten, Proberäume oder gerade im ländlichen Raum für junges Publikum und junge Musiker:innen Transportmöglichkeiten fehlen den erfahrenen Profis.

Ob sie Tipps hätten, für Musiker:innen, die abseits der Metropolen überleben wollen, fragte Moderatorin Lisa Renz-Hübner während des Talks. Da ist erstmal Schweigen in der Runde. Die Liebe zur Musik, wird dann genannt, und damit verbunden der absolute Wille, sich den Allerwertesten abzuarbeiten für den eigenen Traum. Jede Möglichkeit zur Vernetzung zu nutzen. Online präsent zu sein, zumindest als digitale Visitenkarte mit ein paar Videos, Bildern und Referenzen. Und dann doch eine Weile durch die Welt zu reisen, Kontakte zu knüpfen, Menschen und das eigene Können kennenlernen, bevor das Landleben für einen Musiker auch beruflich funktionieren kann.

Vier tolle Konzerte am Abend

Lauter talentierte Musikerinnnen und Musiker aus Südbayern konnte das Publikum dann noch abends im großen Saal kennenlernen: LNA, Nachtkinder, Saulė und The Komets. Musikalisch bewegten sich die Konzerte zwischen Rock, Pop, Indie-Folk und Elektro-Pop. „Elena Steri, Frontfrau und Sängerin der Gruppe [LNA], überzeugte mit Bühnenpräsenz, einer markanten und sehr ausdrucksstarken Stimme. Ihre eingängigen Songs griffen wichtige Themen aus den Bereichen Feminismus, Sexismus, Überarbeitung oder auch Queerness auf.“ (FLZ, Elke Walter, 14.11.2023)

Ein gelungener Festivaltag, der Vorfreude auf eine mögliche Wiederholung im nächsten Jahr macht!

FLZ Nachbericht vom 14.11.2023 | Elke Walter